Gedicht des Saarlouiser Autors Manfred Spoo ist Mundarttext des Monats im April 2012.
Als „Mundarttext des Monats“ im April 2012 wurde das Gedicht „Mia hann geschbield am liebschde nua im Drägg“ des aus Saarlouis stammenden Autors Manfred Spoo ausgewählt. Darauf hat sich das Kolloquium der „bosener gruppe“ verständigt und schreibt dazu:
  “Die Gruppe hat sich für diesen Text entschieden, weil darin ein Stück regionaler Kultur- und Arbeitsgeschichte einen literarischen Ausdruck findet.”
Über den ausgesuchten Text schreibt Peter Eckert, saarländischer Schriftsteller und Sprecher der „bosener gruppe“:

“Er klingt als Erinnerung an eine fast untergegangene Zeit, in der Bergbau und Schwerindustrie zum Alltag der Menschen im Industriegebiet rund um die Uhr den Takt gaben, aber auch das Einkommen sicherten und einen ganz eigenen Bestand an Bildern schufen, wie z.B. das von den backenden Engelchen.
Wo früher Blitze zuckten, Funken regneten, der Himmel blutrot leuchtete, schweigt heute das zum Weltkulturerbe erhobene rostige Industriedenkmal. Früher hatte der Bergmann zwischen Prämienhaus und Grube sein Auskommen, aber stets den Tod als Begleiter, wofür Namen wie Maybach und Luisenthal stehen. Heute ist diese Angst von den Menschen genommen. Andere Ängste treten an ihre Stelle, wie z.B. die Angst um die wirtschaftliche Existenz, weil die Kohle auf Halde liegt und die Räder im Förderturm still stehen.”

Die „bosener gruppe“ ist ein Zusammenschluss von Sprachkünstlern/innen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, die hohe literarische Wertigkeit und Ausdruckskraft der regionalen Dialektsprache ins allgemeine Bewusstsein zu rufen.

Für G.

Haschd Dei Grenzen gesiehn
Béschd driwwa naus
Béschd loss getappt
Béschd Grenzen loss genn
Béschd grenzenlos genn

Béschd weila off Dei‘m Weech
Endlich enn da Welt
Enn da eijenen Welt
Die off jeden van oùs waad

Erstveröffentlichung in “MundART-Herbst”
ISBN ISBN 978-3-942767-03-3
Veröffentlichung hier mit freundlicher Genehmigung des Kelkel-Verlag, 66763 Dillingen /Saar

Für A.

»Da Bier schmaggd ma nemmé«,
sollschde gesaad hann.
Awwa do hamma begreff :
Et es ebbes médd ‘em Alex.

Weil séngt Dein Kirchechor.
Awwa de Leid tuschpan,
Dein Bass dääd fehlen!
Mia bleiwen de Téén em Hals stecken.

Nua kurz kannt hamma uus.
Awwa de haschd meich angesteckt
médd Dei‘m Lachen:
»Froh nedd! Komm lo her!«

49 Joahr ...
Awwa et bleiwen nua Äschen.
Lòò vor‘aan uus en da Urne.
Datt woaret, Alex...
Awwa da Hergott lacht médd da!

Tränen trépsen off de Boddem.
Awwa mia kreischen aach for uus selwa

Erstveröffentlichung in “MundART-Herbst”
ISBN ISBN 978-3-942767-03-3
Veröffentlichung hier mit freundlicher Genehmigung des Kelkel-Verlag, 66763 Dillingen /Saar

„Ett gefft Zeit,
datt sich watt ännert“
pischpert de Apokalypse
dem Jungmanager
enn't Ohr

Unn der vagesst
hier unn jetzt
die alt Ethik unn
Firmenphilosophie
Unn er
rülpst die Vision
aus sei’m Kopp
off Papier:

Change Management
Personalkoschdenbremse
hääscht die naue Moral.

Personalpolitische
Neu-Konfiguration
hääschd Reduktion
von Humankapital.

Die nau Firmenphilosophie:
Mehrwert es mehr wert!

„Joo, ett gefft Zeit,
datt sich watt ännert.“